Ein Jubiläum steht an: Schon zum 20. Mal veranstalten die Domkirchgemeinde und die Bürgerstiftung Ratzeburg den Ratzeburger Lesefrühling im Refektorium des ehemaligen Domklosters.
Vom 13.-17. Mai, jeweils um 19: 30 Uhr, werden allabendlich zwei Buchüberraschungen von Ratzeburgerinnen und Ratzeburgern vorgestellt und kurze Appetithappen daraus vorgelesen. Wer welches Buch an welchem Tag vorliest ist traditionell ein gut gehütetes Geheimnis. „Das steigert die Spannung und den Überraschungseffekt“, erläutert Kathrin Steffen das Konzept. Zusammen mit Michael Hagedorn und Christian Maack-Buck organisiert sie die traditionsreiche Veranstaltung und freut sich trotz der vielen, vielen Leseabende die sie schon erlebt hat, immer wieder aufs Neue auf die abwechslungsreichen Abende.
„Die Auswahl der Bücher, die Überraschung über die Leser, die abwechslungsreiche Musik und schließlich das herrliche Licht im alten Refektorium sind schon ein einmalige Kombination“, beschreibt Christian Maack-Buck, warum er nach seinem Lesedebut vor zwei Jahren sofort Lust verspürte im Arbeitskreis bei der Vorbereitung der Lesewochen mitzumachen.
Natürlich gibt es zum Jubiläum auch eine Besonderheit. Das Team hat sich dafür ein Gewinnspiel ausgedacht. „Bevorzugt in Schaufenstern auf der Ratzeburger Altstadtinsel haben wir 20 Rahmen mit 20 Büchern versteckt“, erläutert Michael Hagedorn die Spielregeln. „Wer einen Rahmen entdeckt hat, schreibt abends Fundort und Buchtitel auf einen Teilnahmeschein und nimmt damit an der Verlosung eines Buchpreises teil“. Und am Freitag, wenn der letzte Satz gelesen und die letzte Note verklungen ist, lädt die Bürgerstiftung wie schon gewohnt zu einem kleinen Umtrunk auf ein Glas Wein ein.
Er gehört zu den Menschen, die mitreißen und motivieren können. Stets positiv denkend, immer das Gemeinwohl im Blick und mit einem feinsinnigen Humor versehen: Hans Joachim Höhne, der im Januar 92 Jahre alt wird, hat über Jahrzehnte das Stadtbild von Ratzeburg mitgeprägt, für die Bürger wertvolle Verbindungen aufgebaut und diverse Veranstaltungen populär gemacht. Vor einem Jahr nun hat er sich nach Elmshorn zurückgezogen und zieht noch einmal Bilanz. So als würde er ganz leise Servus sagen.
Wer ihn fragt, warum er sich über die Maßen hinaus für seine Heimatstadt engagiert hat, dem antwortet er prompt. „Es war und ist meine Liebe zu Ratzeburg.“ Hans Joachim Höhne verfügt bis heute über ein perfektes Netzwerk. Einfach weil er mehr Menschen kennt als andere. Ratzeburgs Schulen sind daran nicht schuldlos, zu all denen er einen persönlichen Kontakt hatte. „Und die mich geprägt haben“, wie er sagt.
Nach dem Besuch der Grundschule in der Vorstadt sprechen ihm seine Lehrer eine Empfehlung fürs Gymnasium aus. Aber Hans Joachim Höhne, Arbeiterkind, geht mit seinen Freunden lieber auf die Mittelschule, die frühere Ernst-Barlach-Realschule. Nach der Mittleren Reife erfolgt der Sprung die Lauenburgische Gelehrtenschule, wo ihn kurz vor dem Abitur sein Direktor fragt, ob er sich schon an der Pädagogischen Hochschule eingeschrieben hätte. Hans Joachim Höhne wird kleinlaut, gibt zu, dass er Großhandelskaufmann in Hamburg werden wolle. Der Direktor ist fassungslos und redet seinem Schüler ins Gewissen. „Hänschen“ besinnt sich und wird doch noch Lehrer.
Mittlerweile Grundschullehrer, knüpft Höhne in Ratzeburg immer mehr Kontakte. Ulrich Rehfeld und Lothar Domke gehören zu seinen Schülern. Der eine wird später sein Zahnarzt, der andere sein Hausarzt. Sicherlich nur eine Randnotiz, aber je weiter die Zeit voranschreitet, desto mehr engagiert sich Hans Joachim Höhne und nimmt Einfluss in Ratzeburg. Ob bei der SPD, von der er 1975 nach 40 Jahren Mitgliedschaft die Ehrennadel erhält, wie ein Jahr später auch seine Ehefrau. Oder als theaterbegeisteter Laienschauspieler: 1959 wird in Ratzeburg im Klostergarten zum ersten Mal der niederdeutsche „Strömer“ aufgeführt. Klaus Mohr, Inhaber des Kaufhaus Mohr, überzeugt in der Hauptrolle ebenso wie Hans Joachim Höhne als Narr.
Für Ratzeburg etwas tun und gleichzeitig Grenzen überwinden. Hans Joachim Höhne legt oft das Fundament und gewinnt Partner und Mitstreiter. So kommt es 1989 zum fruchtbaren Austausch mit der dänischen Stadt Ribe. Mit Ernst August Jobmann, dem langjährigen Präsidenten des Ratzeburger Sportvereins, wird ein Fußball-Pfingstturnier auf die Beine gestellt, das weit über die Grenzen Schlagzeilen schreibt.
Er glaubt an die Kraft des sozialen Engagements. Für ihn kann ein gerechtes und friedliches Miteinander nur wachsen, wenn sich die Menschen neben ihrem beruflichen Leben auch für die Gemeinschaft engagieren. So hat er es immer gehalten. Über all die Jahre. Und so wünscht er es sich auch für die Zukunft. Deswegen geht seine Zustiftung von 10.000 Euro an die Bürgerstiftung Ratzeburg, die Ratzeburg und Umgebung lebens- und liebenswerter gestalten möchte. Hans Joachim Höhne identifiziert sich mit deren Motto: „Ratzeburger Bürger für Ratzeburger Bürger.
Wer in strahlend-glänzende Augen eines Babys schaut, dem geht das Herz auf. Nicht immer aber wachsen Kleinstkinder in den ersten Monaten mit der nötigen Liebe und in einem harmonischen Umfeld auf, weil die Eltern mitunter überfordert sind und keinen Rat wissen. Genau in solchen Situationen hilft die Evangelische Familienbildungsstätte Ratzeburg, die für ihre weitere Arbeit eine großzügige Spende von 2.662 Euro vom Ratzeburger Lesefrühling erhielt.
„Wir mussten nicht lange überlegen, an wen wir die Spenden unserer Besucher weiterreichen“, sagte Michael Hagedorn stellvertretend für das Leitungsteam des Ratzeburger Lesefrühlings. Im Refektorium des Domklosters hatten an fünf Abenden jeweils zwei Leserinnen und Leser die Möglichkeit, ein Buch ihrer Wahl vorzustellen. Und weil der Eintritt stets frei ist, wird um eine Spende gebeten, die dann einem sozialen Projekt in Ratzeburg zugutekommt. In diesem Jahr wurde das Projekt „wellcome. Praktische Hilfe nach der Geburt“ bedacht.
„Das ist schon eine tolle Summe, die wir erhalten haben“, freuten sich Christine Nolze, Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte und Julia Beckmann, Koordinatorin Eltern-Kind-Angebot. „Wellcome“ will Familien im ersten Lebensjahr eines Babys schnelle und unbürokratische Unterstützung ermöglichen. Die Spende des Ratzeburger Lesefrühlings, übrigens das erste Projekt der Bürgerstiftung Ratzeburg, wird nun mit dazu verwendet, bei einem Erstbesuch den betroffenen Eltern einen Willkommensbeutel mit einem Bilderbuch schenken zu können.
„Die Arbeit der Familienbildungsstätte kann gar nicht hoch genug bewertet werden“, sagte Sandra Uhthoff, Mitglied des Vorstandes der Bürgerstiftung Ratzeburg, die sich vor Ort genau informieren ließ. Weil im ersten Jahr wichtige Grundlagen für das gesamte Leben gelegt werden, ist ein Schwerpunkt der Arbeit der Familienbildungsstätte die Begleitung von Familien mit Kindern bis zum 3. Lebensjahr. Damit bald noch mehr Kinderaugen strahlen können.
Nach intensiver Suche hat das Repair-Café in der Bahnhofsallee 38 (Eingang Max-Planck-Str.) einen schönen neuen Standort gefunden.
Am 26. März wurden nach einer kurzen Umzugspause die Türen schon wieder geöffnet und die Treffen finden ab sofort wieder wieim gewohnten Rhythmus an den Sonntagen der geraden Kalenderwochen von 14-17 Uhr statt.
Die beiden Verantwortlichen Hauke Thomsen und Kim Langer freuen sich bereits über ein funktionierendes Netzwerk an treuen Helfern, die den Interessierten Besucherinnen und Besuchern bei der Reparatur ihrer Geräte und Gegenstände zur Seite stehen. Allerdings wäre speziell für Elektrogeräte die eine oder andere erfahrene Hand sehr willkommen. Sollten Sie Lust haben uns alle 14 Tage unterstützen, melden Sie sich unter info@repaircafe-rz.de.
In einem neuen Format wurde die Tradition der Neujahrsempfänge der Stadt Ratzeburg nach einjähriger Coronapause am vergangenen Freitag in der Aula der Lauenburgischen Gelehrtenschule wieder aufgenommen. Anstelle förmlicher Ansprachen moderierte Thomas Biller einen „Talk auf dem Roten Sofa“ mit wechselnden Gesprächspartnern. Zusammen mit Bürgermeister Eckhard Graf und Andreas v. Gropper, Vorsitzender der Bürgerstiftung Ratzeburg, die in diesem Jahr erstmalig Mitausrichterin des Neujahrsempfanges war, ließ er das vergangene Jahr in Schlaglichtern Revue passieren und wagte auch den ersten Ausblick auf 2023.
Anschließend folgte eine Reihe von Ehrungen. Thomas Biller begrüßte als Ersten den erfolgreichen Ratzeburger Triathleten Jonas Weller. Für seine herausragenden sportlichen Leistungen im vergangenen Jahr, unter anderem die Vize-Weltmeisterschaft beim MD-Duathlon im dänischen Viborg, wurde er von Matthias Radeck-Götz, dem Vorsitzenden des Ausschusses für Schule, Jugend und Sport, als Sportler des Jahres 2022 ausgezeichnet.
Musikalisch umrahmt wurden die Gespräche von Gesangsbeiträgen des Chores „Just Voices“. Ganz traditionell begleitet wurde der Ratzeburger Neujahrsempfang von den Sternsingern, die wie in jedem Jahr den Segensgruß überbrachten und für ihre Spendenaktion warben, die in diesem Jahr unter dem Motto „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“ dem Kinderschutz zugutekommen soll.
Ausklang fand der Neujahrsempfang im Forum der Lauenburgischen Gelehrtenschule. Die rund 230 Gäste verweilten gesellig bei Gesprächen und Umtrunk und ließen den Abend in ebenso entspannter Atmosphäre ausklingen, wie es die moderierte Gesprächsrunden im offiziellen Teil bereits vorgemacht hatten. „Das war eine sehr gelungene Neuausrichtung des Neujahrsempfanges und sollte gerne in dieser Weise fortgeführt werden“, sagte Stadtpräsident Ottfried Feußner, mit einem Dank an alle Helfer des Abends und an die Bürgerstiftung Ratzeburg.
Broschüre mit vielfältigem Weihnachtsprogramm in Ratzeburg. Ein Ergebnis guter Zusammenarbeit zwischen Bürgerstiftung und Stadt Ratzeburg.
(von links) Bürgermeister Eckhard Graf, Stadtmarketingkoordinatorin Katrin Jester, Andreas von Gropper, Vorsitzender der Bürgerstiftung Ratzeburg. Foto: Stadt Ratzeburg,
Die Bürgerstiftung Ratzeburg hat gemeinsam mit dem Stadtmarketing der Stadt Ratzeburg erstmalig eine Weihnachtsbroschüre erstellt. Sie umfasst zahlreiche Veranstaltungen, die in der Advents- und Weihnachtszeit und darüber hinaus für festliche Stimmung sorgen.Entstanden ist ein sehr ansprechend gestaltetes, übersichtliches Programmheft, das durch die Ratzeburger Weihnachtszeit führt. 2.000 Exemplare wurden gedruckt und sind ab sofort an vielen öffentlichen Stellen im Stadtgebiet, wie zum Beispiel in der Tourist-Information, sowie im Ratzeburger Einzelhandel kostenfrei erhältlich. Wahlweise können Sie es als PDF herunterladen.
Manchmal sind es Gesten, die die Herzen der Menschen weitaus mehr berühren als die größten Geschenke. Mit dem „Fest für Helferinnen und Helfer“, zu dem die Ratzeburger Bürgerstiftung im Ratzeburger Ruderclub eingeladen hatte und zu dem mehr als 120 Gäste begrüßt werden konnten, wurden die freiwilligen Leistungen von Bürgerinnen und Bürgern gewürdigt, die sich selbstlos einbringen für ihre Stadt und sich mit großer Solidarität um ein besseres Miteinander bemühen. Das gilt für die ehrenamtlich Tätigen genauso wie für die Verwaltungs-mitarbeiter:innen mit ihrem zusätzlichen freiwilligen Engagement.
Anlass des Festes waren die unzähligen Aktivitäten der letzten Monate im Rahmen der Flüchtlingswelle. Darüber hinaus sollte allen Menschen gedacht werden, die sich ehrenamtlich engagieren. "Ihr Einsatz ist überwältigend", lobte Martin Bruns, "wie selbstlos sie tätig sind für andere Menschen, das ist beeindruckend. Sie können stolz auf sich sein. Verstehen Sie dieses Fest daher als Würdigung ihrer Arbeit." Der Erste Stadtrat fand genau wie Thomas Engelbrecht (Vorsitzender des Kuratoriums der Bürgerstiftung), Eckhard Graf (Bürgermeister der Stadt Ratzeburg) und Dr. Christoph Mager (Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg) sehr bewegende Worte. Sie alle eint der Wunsch, das Fest für Helferinnen und Helfer als Ausdruck der Anerkennung und Wertschätzung zu sehen.
Die Stimmung des Abends hätte besser gar nicht sein können: Herrlicher Sonnenschein, ein wunderschöner Ausblick auf den Küchensee, eine harmonische und ungezwungene Atmosphäre unter den Gewürdigten und ein Spanferkelessen, das Appetit auf mehr macht.
Jenna Filsinger, Janne Schmidt und Fabian Stachowitz, alle drei von der DLRG Ratzeburg, und Inge Andresen, DRK-Kleiderkammer Ratzeburg, die stellvertretend für alle anderen Gäste standen, waren sich in ihrem Urteil einig: „Toll, dass einem gedankt und unsere Arbeit gewürdigt wird.“ Gedacht werden sollte auch an jene, die mit ihrem privaten ehrenamtlichen Engagement durch solch eine Veranstaltung nicht erreicht werden können. Ganz sicher aber gilt: Ehrenamt und Politik haben durch das Leid in der Ukraine gezeigt, was durch die Gemeinschaft möglich ist und wie viel Positives umgesetzt werden kann. Ein Zeichen, das für die Stadt Ratzeburg richtungsweisend sein sollte.
Musik beflügelt. Musik macht glücklich. Musik übt Zauber aus. Doch das, was viele Zuhörer berührt, muss von den Interpreten jahrelang tagtäglich und intensiv erarbeitet werden. Wer über ein entsprechendes Talent verfügt, sollte sich neben unzähligen Übungsstunden zu Hause zusätzlich durch einen Musiklehrer ausbilden lassen. Dafür bedarf es der Unterstützung. Lucia Scharf, 16-jährige Schülerin aus Ratzeburg, erhielt jetzt von der Bürgerstiftung Ratzeburg ein einjähriges Stipendium. Die Empfehlung sprach die Kreismusikschule aus, in der Lucia seit vier Jahren Klavierunterricht nimmt und dort schon länger im Blickpunkt steht. „Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit der Kreismusikschule zusammen und freuen uns, dass wir wieder einmal für ein Jahr ein Talent aus Ratzeburg begleiten können“, sagt Sandra Uhthoff, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Ratzeburg und dort im Arbeitskreis Einmalprojekte dafür zuständig, förderungswürdige Talente mit auszuwählen. „Jugendarbeit ist für uns ganz, ganz wichtig.“
„Lucia ist bei uns gleich als begabt eingestuft worden“, lobt Peter Seibert, „ihr Niveau ist wahnsinnig hoch.“ Der Leiter der Kreismusikschule freut sich über talentierte Jugendliche, weist jedoch darauf hin, dass sich das 80-köpfige Lehrerkollegium beim Unterricht von 1500 Schülerinnen und Schülern nicht von Spitzenleistungen leiten lässt. Die Hauptaufgabe der Kreismusikschule ist die Breitenförderung durch Spaß an der Musik und Freude am Instrument. Mit Musik wachsen, wie es auf der Homepage heißt. Begabtenförderung selbstverständlich gern, aber nicht das oberste Ziel.
Nach dem Musikgarten fing Lucia Scharf mit 5 1/2 Jahren Blockflöte an zu spielen. Dem Singen im Kinderkirchen-Chor folgte der Wechsel in den Dom-Chor. Warum dann mit 12 Jahren der Wunsch, besser Klavier spielen zu können? „Fand ich irgendwie cool“, lacht Lucia, die in der Kreismusikschule schnell zu den talentiertesten Schülerinnen gehörte und beim internen Musikwettbewerb zweimal schon die höchste Punktzahl im Fach Klavier erzielte. Und wohin soll ihre musikalische Reise gehen? Lucia schaut nicht weit in die Zukunft, lässt es auf sich zukommen und ist weiterhin mit Ehrgeiz beim Klavier-Unterricht dabei, ohne verbissen zu sein. Derzeit übt sie „Claire de lune“ von Claude Debussy, das auf Youtube schon über 80 Millionen Mal gehört wurde. Wenn sie das Stück einmal auf die Bühne bringen sollte, wird sie strahlen, wie es ihre Art ist, und die Zuhörer berühren. Ohne große Nervosität und Anspannung beim Spiel. So wirkt sie trotz ihrer Jugendlichkeit, wenn man sie das erste Mal sieht. War sie überrascht, dass sie von der Bürgerstiftung Ratzeburg eine Förderung erhält? „Ich habe mich erst einmal gefreut, dass ich überhaupt vorgeschlagen wurde“, sagt Lucia, „dass ich ausgewählt wurde, ist schon toll.“ Dabei lächelt sie und setzt sich wenig später wieder konzentriert ans Klavier.
Die Wandlung einer Raupe in einen Schmetterling gilt vielen Menschen als Wunder. Der Schmetterling steht für Umbruch und Wandel. Für eine positive Kraft. Auch deshalb hat die Freie Jugendhilfe e.V. das Haus ihrer stationären Wohngruppe in Ratzeburg „Haus Kipepeo“ genannt, nach einem Wort aus dem Suaheli, das Schmetterling bedeutet. Hier wohnen zehn Jugendliche im Alter zwischen neun und 18 Jahren, die aufgrund von massiven Konflikten und Schwierigkeiten nicht mehr bei den Eltern wohnen können und meist über das Jugendamt geschickt werden. In ihrer neuen sozialen Gemeinschaft sollen sie unter anderem neue Lebensperspektiven erhalten, in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden und wieder Zutrauens in eigene Kräfte gewinnen. Für die Bürgerstiftung Ratzeburg war es daher keine Frage, einer Spendenanfrage des „Haus Kipepeo“ zuzustimmen. „Ein Schwerpunkt unserer Arbeit bildet die Integrations- und Jugendarbeit“, sagt Andreas von Gropper, Vorsitzender des Vorstands. „Es ist gut zu wissen, wenn wir dazu beitragen, jungen Menschen Zukunftsperspektiven geben zu können.“
Die Betreuung der Wohngruppe im „Haus Kipepeo“ findet durch qualifizierte Pädagogen statt. Motor ist Romy Schneider, Teamleitung Stationäre Einrichtungen, die für das Projekt „brennt“, die aber auch sagt: „Unsere Einrichtung ist nicht das Elternhaus. Die Kinder wünschen sich vor allem ein harmonisches Familienleben.“ Mit ihren Kolleginnen und Kollegen bietet sie lösungsorientierte pädagogische, beratende und therapeutische Unterstützung an. Und gibt den Kindern und Jugendlichen sinnvolle Prinzipien vor. „Auch wenn wir uns durch die Bürgerstiftung einen neuen Fernseher anschaffen konnten, läuft er gar nicht so viel wie man denken könnte“, sagt Romy Schneider. Es gibt im Haus „Kipepeo“ einen medienfreien Tag. Unter 14-Jährige dürfen Medien überhaupt nur eine Stunde benutzen. Es soll vor allem viel miteinander gespielt werden, was tatsächlich getan wird.
„Es ist toll zu sehen, wie intensiv sich um die Kinder gekümmert wird, wie sie hier aufgefangen werden und welche Perspektiven sie für ihr Leben erhalten“, freute sich Sandra Uhthoff, Mitglied des Vorstandes der Bürgerstiftung Ratzeburg, die sich vor Ort ein Bild über die vorbildliche Arbeit der Freien Jugendhilfe machte. Die Hoffnung lebt im „Haus Kipepeo“!
Haben Sie vielleicht einen Stuhl, dessen Sitzfläche unbedingt ausgebessert werden müsste? Oder läuft ihr Computer nicht mehr so schnell, wie Sie es gewohnt sind? Ach ja, auch ihre Wohnzimmerlampe flackert neuerdings. Manchmal werden solche Möbel oder technischen Geräte gar nicht mehr repariert, mitunter nur zu horrenden Preisen. Es kann aber auch Wochen dauern, bis alles wieder nach Wunsch funktionstüchtig ist.
Alle, die eine Lösung für ihr Problem finden möchten und es schätzen, sich mit netten Leuten zu treffen, können neuerdings im Repair-Café in Ratzeburg vorbeischauen, das sich auf die Fahnen geschrieben hat: „Reparieren statt wegwerfen und neu kaufen.“ In der Werkstatt im Pillauer Weg, auf dem Gelände des alten Bauhofs, wird künftig nicht nur fleißig repariert, dort findet man auch Zeit und Muße für einen Austausch mit netten Menschen. „Es wird sicherlich erst nach und nach anlaufen“, sind die ehrenamtlich tätigen Initiatoren überzeugt, die daher noch keine festen Öffnungszeiten anbieten wollen. Wer sich über die Werkstatt informieren möchte, kann das bei Hauke Thomsen oder Kim Langer tun info@repaircafe-rz.de. Unterstützt wird das Repair-Café übrigens von dem Städtischen Ausschuss für Schule, Jugend und Sport sowie von der Bürgerstiftung Ratzeburg, die das eigenständig organisierte Projekt organisatorisch unter ihr Dach genommen hat.
Der Start war schon vielversprechend. Am vergangenen Sonntag öffnete das Repair-Café zum ersten Mal für gut drei Stunden und zog mehr Besucher an als erwartet. Es war ständiges Kommen und Gehen. Catrin Friedrich (59) aus Ratzeburg schaffte es sogar, dass das Vorderlicht ihres Rades repariert wurde, obwohl sich die Besucher an diesem Tag ausschließlich einen ersten Eindruck verschaffen sollten. Aber wer so nett bittet. Außerdem trug sich ihr Onkel, Dr. Dirk Bade in eine Liste ein, die schon einige Namen aufführte. Namen von Interessierten und fachkundigen Helfern, die bei diesem gemeinschaftlichen Projekt aktiv mitmachen wollen. Es läuft gut an, das neue Repair-Café.
Es war feierlich und herzlich. Als Dr. Vera Peters nach 13 Jahren aktiver Arbeit und in verantwortlicher Position von der Ratzeburger Bürgerstiftung verabschiedet wurde, zeugten die Reden der Offiziellen genau wie die vielen liebevollen Worte der Gäste von tiefer Anerkennung. Die Räume der Galerie Noffke im ehemaligen Haus Mecklenburg gaben den würdigen Rahmen. Domorganist Christian Skobowsky saß am Klavier und spielte Werke von Bach, Mozart und Schubert. Und das anschließende Büfett, ausgerichtet von Claudia und Augustin Noffke, war zum Reinbeißen köstlich. Es stimmte alles an diesem Abend.
Dr. Vera Peters, die Ärztin und Legasthenie-Therapeutin, hatte entscheidenden Anteil daran, dass MENTOR, ein Projekt ehrenamtlich tätiger Bürgerinnen und Bürger zur Förderung der Lese-und Sprachkompetenz von Schulkindern, zu einem Erfolgsmodell der Ratzeburger Bürgerstiftung wurde. Ihr weiteres Engagement gslt der Arbeit für die Schulprojektwoche und dem Folgeprojekt, der Ratzeburger Klassenfahrt, das den meisten Schülern ewig in Erinnerung bleiben wird. Und auch ihre über neunjährige Vorstandsarbeit gab positive Impulse für die Zukunft.
Wer bei der Verabschiedung von Dr. Vera Peters dabei war, würdigte eine Frau, die im Ehrenamt Herausragendes leistete.
„Sie haben eine unglaublich positive Ausstrahlung“, sagte Thomas Engelbrecht, Vorsitzender des Kuratoriums. „Und dann ihr herzliches Lachen.“ Es war aber nicht nur ihr Lachen, das viele Weggefährten
mitzog. Es war ihre Leidenschaft und ihr Engagement, mit der sie ihre Aufgaben anging. Wie sie Verantwortung übernahm, mit Herzblut bei der Sache war und stets hilfreich zur Seite stand. „Für mich
warst Du vor allem verlässlich“, sagte Andreas v. Gropper, Vorsitzender des Vorstands: „Ob als Ansprechpartner, als Ratgeber oder als Widerpart, immer konnte ich mich auf deine Erfahrung, dein
ausgleichendes Wesen und deinen Gerechtigkeitssinn verlassen.“ Als Dr. Vera Peters zum Abschluss noch ein bunter Blumenstrauß übereicht wurde, sagten damit alle Anwesenden danke – weil jeder eine
Blume mitgebracht hatte.
Die Tafel Ratzeburg ist immer auf der Suche nach neuen Helfern. Insbesondere in Zeiten von Corona werden junge Helfer gesucht. Viele Helfer haben sich derzeit zurückgezogen, weil sie allein aufgrund ihres Alters zur Riskogruppe zählen. Die Tafel konnte schon viele junge Helfer gewinnen, doch helfende Hände werden nach wie vor gesucht. Wer sich engagieren möchte, kann sich jederzeit bei der Tafel Ratzeburg melden.
Wir freuen uns! Tafel Ratzeburg
In den vergangenen Jahren konnten Sie unsere Ratzeburger Originale in der Rathausstraße im Blumenladen Anke von der Mehden kaufen.
Nun gönnen wir uns eine kreative Pause, so daß es in nächster Zeit keine neuen Produkte geben wird. Unsere beliebten Klassiker können Sie aber weiterhin bei uns kaufen. Kommen Sie gerne in unser Büro
am Barlachplatz 8 in Ratzeburg oder schicken Sie uns eine E-Mail an info@buergerstiftung-ratzeburg.de In der Rubrik
Ratzeburger Original finden Sie alle Produkte, die wir noch im Angebot haben mit genauer Bezeichnung und dem aktellen Preis.
Frau v.d. Mehden danken wir an dieser Stelle noch einmal sehr für ihr ehrenamtliches Engagement, mit dem Sie unsere Originale verkauft hat.
Die Bürgerstiftung Ratzeburg gab diese Woche den Startschuss für ihr neuestes Projekt – den Stadt-Scheck Ratzeburg. Während es in der Regel bei den Projekten der Stiftung um soziale und kulturelle Themen geht, wird dieses Mal versucht, der heimischen Wirtschaft unter die Arme zu greifen.
„Das Projekt liegt schon seit Anfang des Jahres bei uns in der Schublade“, erklärt der Vorsitzende der Bürgerstiftung, Andreas von Gropper. Geboren sei die Idee aus der „Engel-Aktion“ bei der engagierte Helfer in der Corona-Krise nominiert werden konnten. Am Ende gab es für die „Engel“ einen Gutschein, der bei einem Ratzeburger Gastronom ihrer Wahl eingelöst werden konnte. Die Idee dahinter, „Das Geld bleibt in Ratzeburg“, liegt auch dem Stadt-Scheck zugrunde. Jeder Gewerbetreibende in Ratzeburg und Umgebung kann mitmachen.
Der Stadt-Scheck Ratzeburg ist fast wie eine eigene Währung für die Inselstadt. Jeder Stadt-Scheck hat einen Wert von fünf Euro. Der Kunde kann diesen Stadt-Scheck für fünf Euro bei der Bürgerstiftung erwerben und zum Beispiel zu Weihnachten verschenken. Es gibt keine Gebühr oder ähnliches. Genauso sieht es auch bei den Gewerbetreibenden aus. Der Scheck ist bei allen dann teilnehmenden Dienstleistern, Einzelhändlern und Gastronomen einlösbar. Die Gewerbetreibenden können anschließend den Scheck gebührenfrei bei der Bürgerstiftung wieder in Euro umtauschen.
Keine Gebühren? Ja, möglich macht das der ehrenamtliche Einsatz der Bürgerstiftung selbst. So konnte als Projektleiter Jürgen Hentschel gewonnen werden, der sich ehrenamtlich die Projektsteuerung sowie die Akquise der teilnehmenden Betriebe kümmert. Kontakt und Info unter der Telefonnummer (0 45 41) 85 95 45 oder per Email an info@stadtscheck.de. Die Abwicklung der Stadt-Schecks läuft ebenfalls ehrenamtlich über Andreas von Gropper, im Büro der Audiotex Deutschland GmbH, Barlachplatz 8 in Ratzeburg.
„Gerade jetzt während des zweiten Lockdowns scheint uns der richtige Zeitpunkt für den Start“, beschwört von Gropper den Solidaritätsgedanken des Langzeitprojekts. „Wir hoffen ein bißchen das Weihnachtsgeschäft der lokalen Unternehmen bereichern zu können“, ergänzt Jürgen Hentschel. „Dies ist jetzt die Aufforderung an alle Geschäfte da mitzumachen. Wir würden uns freuen, wenn wir kurzfristig viele Einzelhändler gewinnen könnten“, ruft Andreas von Gropper auf.
Alle Geschäfte werden unter www.stadtscheck.de gelistet und können ihr Geschäft mit einem entsprechenden Aufkleber am Schaufenster kennzeichnen. Stadt-Schecks funktionieren wie Bargeld. Überzahlungen erhalten Kunden in bar ausgezahlt, allerdings ist ein Mindestumsatz von drei Euro zu beachten. Beispiel: Beim Kauf einer Ware im Wert von 13 Euro werden drei Stadt-Schecks im Wert von 3 x 5 Euro (15 Euro) eingesetzt. Der Kunde erhält zwei Euro in bar als Rückgeld. Darüber hinaus sind für Kunden bereits gekaufte Stadt-Schecks nicht wieder in Bargeld umtauschbar. Die Stadt-Schecks sind fälschungssicher und wie beim Bargeld lassen sie sich bei Verlust nicht sperren oder ersetzen. Weg ist weg. Die Stadt-Schecks sind unbegrenzt gültig.
Bei der Stadt Ratzeburg sei die Stiftung sofort auf offene Ohren gestoßen. „Ich freue mich darüber“, sagt Bürgermeister Gunnar Koech. Gutscheinbestrebungen in dieser Art gebe es in Ratzeburg schon seit Jahren. Sie scheiterten jedoch bislang an den Kosten der Umsetzung, die die Bürgerstiftung nun ehrenamtlich löst. Koech weiter: „Wir sind sehr dankbar, dass die Bürgerstiftung Ratzeburg da tätig geworden ist. Das ist jetzt der richtige Zeitpunkt und wird den Gewerbetreibenden sicherlich helfen.“ Er hoffe zudem, dass der Stadt-Scheck künftig auch in der Tourist-Info im Rathaus erworben werden kann. „Dafür ist allerdings zunächst ein politischer Konsens nötig, dass eine bestimmte Anzahl angekauft werden darf“, meint Koech, sehe da aber keine Probleme, da es den städtischen Haushalt nicht belaste.
Weitere Info unter www.stadtscheck.de.
Quelle: herzogtum-direkt.de
Preisträgerinnen und Preisträger haben auf unterschiedlichen Gebieten stets Herausragendes geleistet. Dass es manchmal sogar noch ein Stück darüber hinausgeht, erfuhren die Teilnehmer auf der Abitur-Feier der Lauenburgischen Gelehrtenschule, als der „Dr.-Fritz-Bahrs-Preis 2020“, dotiert mit 300 Euro, an die Ratzeburgerin Lina Hansen überreicht wurde. „Sie erfüllt in bewundernswerter Weise nicht nur einige Kriterien der Ausschreibung“, lobte Andreas von Gropper, Vorsitzender des Vorstandes der Bürgerstiftung, „sondern eigentlich alle.“ Die Juroren der Lauenburgischen Gelehrtenschule, die die Wahlempfehlung ausgesprochen hatten, waren sich in ihrem Urteil schnell einig gewesen.
„Ihre Bereitschaft, mit großem Engagement Verantwortung zu übernehmen und dafür Freizeit zu investieren, hat uns überzeugt. Auch die notwendige Ausdauer, sich langfristig mit Aufgaben zu befassen. Die Fähigkeit zur vertrauensbildenden Kommunikation, zur Teamarbeit und zur Netzwerkbildung waren weitere Kriterien, die sie in bewundernswerter Weise erfüllt“, so Andreas von Gropper. Ihren über Jahre aktiven Einsatz für die Schülerschaft, z.B. in der Rolle als Schülersprecherin, war nur ein Kriterium von mehreren.
Lina Hansen engagierte sich u.a. bei Projekten wie „Jugend gegen Aids“, „Fridays for Future“ oder auch „Schule ohne Rassismus“ und zeigte über Jahre, zu welch außerordentlichem Engagement Schülerinnen und Schüler in der Lage sind. Für Oberstudiendirektor Thomas Engelbrecht und das Lehrerkollegium konnte es daher keine bessere Kandidatin geben. „Erst bei der Rede ahnte ich, dass ja ich gemeint sein könnte“, gestand Lina Hansen, die wie wohl die meisten ihrer Mitschüler bei dieser im Zeitalter von Corona wohl einmaligen Abiturfeier eine emotionale Achterbahnfahrt durchlebte.
Dr. Fritz Bahrs, vielfach ehrenamtlich engagierter Bürger und Namensgeber des Preises, hatte sich immer gewünscht, gesellschaftliches Engagement besonders bei jungen Menschen zu wecken. Er wäre sicherlich begeistert, wenn er die 18-jährige Lina Hansen persönlich kennengelernt hätte. Wo war für sie die Initialzündung für das herausragende Engagement im Ehrenamt? „Meine Entwicklung ist durch das Klassensprechertraining an der Gelehrtenschule entscheidend geprägt worden“, sagt Lina Hansen, „ich war damals 13 Jahre alt (oder doch 12?) und in der siebten Klasse. Durch die Schulungen hatte ich Kontakt zu älteren Schüler, die in ihrem Engagement teilweise Vorbilder waren.“
Aus der jungen Schülerin wurde mit den Jahren eine selbstbewusste junge Frau. Die auf der Abitur-Feier gleich mehrmals auf die Bühne gebeten wurde. Neben der Auszeichnung der Bürgerstiftung, gehörte sie mit ihrem Notendurchschnitt von 1,3 zu den besten fünf Abiturientinnen und Abiturienten und erhielt auch noch eine Auszeichnung durch die Deutsche Gesellschaft für Philosophie.
Das Fach Philosophie hat Spuren hinterlassen. Im logischen Denken, im Umgang mit Themen und in der Verfeinerung des Ausdrucks. Wer sich mit ihr unterhält, erlebt eine Gesprächspartnerin, die nicht munter drauflos plappert, sondern ihre Worte abwägt – und etwas zu sagen hat. Nicht so oft anzutreffen unter jungen Erwachsenen.
Und wie geht es weiter nach dem Abitur? „Ich würde gern in Bayreuth studieren“, sagt Lina Hansen, deren sympathisches Lachen gute Stimmung verbreitet. Medizin? „Nein. Philosophy and Economics. Was ich damit beruflich mache, lasse ich noch offen. Auf jeden Fall möchte ich mich für Menschen und für die Umwelt engagieren.“ Schlussworte, denen bald schon Taten folgen werden. Ganz sicher!
Was kann den Menschen Halt geben in einer Welt, die immer unübersichtlicher wird und in der sich viele allein gelassen fühlen? Wer schenkt Lebensmut, wenn durch unvorhergesehene Krisen die Welt aus den Angeln gerät, wie in Zeiten von Corona? Wer gibt Wärme, Nähe oder spricht einem Mut zu? Wer spendet Trost? Es sind vielleicht die Engel, die himmlischen Wesen, an die Umfragen zufolge jeder zweite Deutsche glaubt. Es sind vor allem aber Menschen, die mit beiden Beinen auf der Erde stehen und für die das Wort Nächstenliebe noch von Bedeutung ist. Die mit ihrem außergewöhnlichen Engagement einfach Gutes tun.
In Ratzeburg wurde durch Jutta Riss und Uwe Martens, engagierte Bürger der Inselstadt, eine Idee mit Tragweite umgesetzt, die zeigte, dass das Gemeinwohl durchaus noch einen festen Platz in unserer Gesellschaft hat: Eine spontane Idee, mit viel Herz und über die Grenzen hinaus. Ratzeburger Bürger waren aufgerufen, Mitmenschen als „Engel der Krise“ zu nominieren. Bürger zu benennen, die sich in herausragender Weise um den „Nachbarn“ verdient gemacht hatten oder dazu beitrugen, das tägliche Leben in Zeiten von Corona ein Stück lebenswerter zu machen. Das alles stand unter dem Dach der Bürgerstiftung Ratzeburg, die sich als eine Organisation für Ratzeburgerinnen und Ratzeburger versteht, um den Gemeinsinn und die Verbundenheit zur Stadt zu stärken.
„Sie haben mit ihrem persönlichen Einsatz nicht nur Nachbarn, Kunden, Patienten und Mitbürgern direkt geholfen, sondern waren leuchtendes Beispiel dafür, wie wertvoll und wichtig bürgerschaftliches Engagement für den Zusammenhalt und das Funktionieren unserer Gesellschaft ist“, sagte Andreas von Gropper, der Vorsitzende der Ratzeburger Bürgerstiftung bei der Ehrung im Garten des Kreismuseum auf der Domhalbinsel. „Es ist schön zu sehen, was aus dieser Idee geworden ist“, freute sich Jutta Riss, die über einen Beitrag im Internet die Anregung aus Celle erhielt und mit Uwe Martens schnell einen Mitstreiter fand, der nicht locker ließ, die Aktion „Engel der Krise“ auch schnell umzusetzen.
50 Einzelpersonen oder Gruppen waren letztendlich für diese Aktion nominiert, die nach Bekanntgabe durch die Medien schnell an Fahrt aufnahm. Jeder „Engel der Krise“ erhielt neben einer Urkunde einen Gutschein im Wert von 25 Euro, der ausschließlich in Ratzeburg eingelöst werden kann und damit auch einen positiven Effekt für die lokale Wirtschaft hat. Eine „Win-win-Situation“, eine Aktion, die die Bürger näher zusammenrücken lässt.
„Ich war völlig überrascht, dass ich ausgewählt wurde“, gestand Claudia Kuehn, die als Zustellerin bei der Deutschen Post eher selten Aufmerksamkeit und Anerkennung erfährt, aber nun bestätigt wurde darin, dass ihre Freundlichkeit von den Bürgern der Stadt wohlwollend aufgenommen wird. Auch Hans-Jürgen Plath zeigte sich verwundert über seine Berücksichtigung. Als langjähriger verdienstvoller Ehrenamtler, der viel Zeit für die Ratzeburger Tafel investiert, die zweimal die Woche Lebensmittel an bedürftige Menschen verteilt, stand sein Name jedoch nicht ganz so überraschend auf der Liste der zu Ehrenden. Mit ihm wurde das gesamte Team der Ratzeburger Tafel geehrt, für die Viktor Winter und Julia Strohkirch, mit 25 und 21 Jahren noch sehr junge Ehrenamtler, stellvertretend zusammenfassten: „Wir haben uns einfach riesig gefreut über die Auszeichnung.“
Niemand der Organisatoren hatte im Vorfeld geahnt, dass die Aktion „Engel der Krise“ solch solch einen Zuspruch erfährt. 67 Bürger der Stadt Ratzeburg wählten mit einer 25-Euro-Spende ihren persönlichen Favoriten aus, der damit zu einem bunten Querschnitt von Bürgern aus den unterschiedlichsten Berufen zählte: Kassiererin, Busfahrer, Pflegekraft, Einkaufshelfer, auch ein Krankenhausdirektor wurde nominiert. Und ein Pastor. Mit Jürgen Hensel, der u.a. als Mitarbeiter der Rettungswache auf vielen Einsatzorten verzweifelte und tieftraurige Menschen trösten muss, hatte allen Grund zur Freude: „Diese ganze Aktion ist schön, einfach nur schön. Und vielleicht ist sie ein Hoffnungszeichen für unsere Gesellschaft in Zeiten wie diesen.“ Insgesamt haben die „Ratzeburger Engel der Krise“ viel dazu beigetragen, dass das Leben in und um Ratzeburg in Zeiten von Corona ein Stück lebenswerter werden konnte.
Anselm Grün, der bekannte Benediktiner und Autor mehrere Engelbücher glaubt an die positive Wirkung himmlischer Geschöpfe: „Engel sind Mächte. Sie haben Kraft in sich. Und sie haben eine Aufgabe für den Menschen.“ Schön, dass es sie alle gibt. Der Dank kann an sie nicht groß genug sein.
Die besten Ideen fallen einem ein, wenn man gerade nichts tut und denkt. Manchmal kommt die Lösung über Nacht. Die Redewendung „Eine Nacht darüber schlafen“ verhalf auch Katharina Richter, engagierte Lehrerin an der Grundschule St. Georgsberg, zur Lösung ihres Problems. Weil im Unterricht mit den 13 DaZ-Kindern im Alter zwischen sechs bis elf Jahren, die Deutsch als Zweitsprache lernen, der Geräuschpegel oft mächtig anhob, musste eine zündende Idee her. Eines Morgens, nachdem Aufwachen, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Wir brauchen einheitliche Federtaschen. So können wir eine ruhige Arbeitsatmosphäre schaffen“, war sich Katharina Richter sicher.
Ruhe durch Federtaschen? Kann das wirklich klappen? Wer die Schülerinnen und Schüler beobachtet – einige sind erst wenige Wochen in Deutschland, andere leben schon Jahre hier, unterhalten sich zu Hause aber nur in ihrer Landessprache - schaut meist in strahlende und konzentrierte Gesichter. Vor allem bei Malübungen. Die blauen oder roten Federtaschen liegen vor jedem Schüler oder Schülerin auf dem „Parkplatz“, auf der roten DaZ-Mappe, immer an derselben Stelle. Der Inhalt ist bei allen gleich. Sogar die Buntstifte oder Bleistift müssen immer eine gewisse Größe haben. Und angespitzt, selbstverständlich. Wenn die Stifte zu klein sind, bekommen die Kinder im Tausch einen neuen. So kann es im Unterricht immer sofort losgehen. „Das war früher oft schon ganz schön verrückt“, erzählt Katharina Richter. “ Wenn gebastelt oder ein Bild gemalt werden sollte, suchte der eine Schüler seine Buntstifte in seinem Ranzen zusammen. Ein anderer musste seine erst einmal spitzen. Jemand lieh sich vom Nachbarn den Radiergummi aus. Und die Schere hatten viele erst gar nicht dabei.
So gut die Idee mit den identischen Federtaschen auch war, ein Problem musste noch gelöst werden. Oft ist für die Eltern aus Syrien, Somalia, Tschetschenien, aber auch aus Polen, Ungarn oder Rumänien die Wichtigkeit von gutem und vollständigem Schulbedarf nicht so bedeutend. „Als ich anfing, nach möglichen Paten Ausschau zu halten, hätte ich nie gedacht, dass mir so schnell geholfen wird“, sagt Katharina Richter. Eine anonyme Spenderin und die Bürgerstiftung Ratzeburg ermöglichen mit dem „Federtaschenpatenamt“ dieses Projekt bereits im dritten Jahr, zuletzt mit einer Zuwendung 350 Euro. „Eine tolle Sache, die mit viel persönlichem Einsatz angegangen wird“, sagt der 1. Vorsitzende Andreas von Gropper. „Ein kleines Projekt mit einer großen Wirkung.“ Die Buchhandlung Weber unterstützt dankenswerterweise die Aktion.
Auch wenn sich die Schülerinnen und Schüler der DaZ-Klasse untereinander meist noch nicht verständigen können, so ist der Umgang miteinander respektvoll und achtsam, wohl aber sehr lebhaft und temperamentvoll. Wertvolle Hilfe erhält die DaZ-Klasse durch Levon Groneberg, 18 Jahre alt (Freiwilliges Soziales Jahr) und Hege Hoops, 18, die nach dem Abitur an der Lauenburgischen Gelehrtenschule ein Praktikum absolviert. Kurios ist, dass die früher als Schülerin der dritten Klasse Katharina Richter als Klassenlehrerin hatte.
Nach dem gemeinsamen Frühstück werden die Kinder von Katharina Richter weiter angehalten zu sprechen. Sie selbst spricht in ganzen Sätzen, in einfacher Sprache oder verständigt sich mit Händen und Füßen. „Es geht bei uns natürlich viel lebhafter zu als in anderen Klassen“, sagt Katharina Richter, „aber sie müssen sich an Regeln halten.“ Ein Schüler ist gerade in die Klasse gekommen und hat die Tür krachend hinter sich zu geschlagen. Die Lehrerin schaut den Schüler nur an und spricht ruhig und bestimmt: „Bitte noch mal. Nicht zu schlagen. Am Griff“. Wie von Zauberhand geht diesmal alles von selbst.